Wildkrankheiten

I / Bedeutung von Wildkrankheiten

  • verursachen wirtschaftliche Verluste, Ausfälle
  • Hygiene, Wildbretverwertung
  • Übertragung auf andere Tüere oder Menschen (Zoonosen)

II / Einteilung der Wildkrankheiten nach Erkennungsmerkmalen

nach Ursache nach Verlauf
  • Infektionskrankheiten (ansteckend / Virus, Bakterien, Pilze)
  • Invasionskrankheiten (Parasiten)
  • Verletzungen (z.B. Verkehr)
  • Neubildungen (Tumore, etc.)
  • Vergiftungen
  • Ausbreitungsgrad (räumlich)
    • Einzeltiererkrankung
    • Massenerkrankung (Seuche)
  • zeitlich
    • akut (< 2 Wochen)
    • chronisch (> 2 Wochen)

Legende:
IKZ …. Inkubationszeit

III / Infektionskrankeiten

Werden durch kleinste Erreger (Mikroorganismen) verursacht. Sie sind übertragbar und zwar auf eine oder mehrere Tierarten und benutzen bestimmte Eintrittspforten in den Organismus.

Es gibt andere Faktoren als Mitauslöser der Krankheit (Faktorenkrankheit). Eine bestimmte Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit) ist bezeichnet.

Infektionskrankheiten treten als Allgemeininfektion oder auf bestimmte Organe (Organsystem) beschränkt auf und verlaufen akut oder chronisch und können eine Immunität entwickelt, was wiederum auch die Möglichkeit einer Impfung bietet.

Im Detail eingegangen wird auf folgende Infektionskrankheiten:

III.1 / Viruserkrankungen

III.2 / Bakterielle Erkrankungen

III.3 / Parasitenerkrankungen

Einteilung nach Außen- und Innenparasiten, nach direktem oder indirektem Entwicklungsgang (mit Ziwschenwirt), nach dem befallenen Organsystem und nach der Bekämpfung

Es gibt zwei Entwicklungszyklen der Parasiten, wobei der Entwicklungsweg vom einem Wirtstier als Ausscheider zum nächsten Wirtstier (Empfänger) entweder

  1. direkt über Ei und Larve, oder
  2. indirekt über einen Zwischenwirt erfolgt.

Beschrieben werden nachfolgende Parasitenerkrankungen:

  • Innenparasiten
    • Magen-Darm-Würmer
    • Lungenwürmer
    • Trichinen
    • Leberegel
    • Bandwürmer
    • Fuchsbandwurm
  • Außenparasiten
    • Zeckenkrankheit FSME
    • Federlinge
    • Haarlinge
    • Wildschweinläuse
    • Hirsch-Lausfliege
    • Gamsräude
    • Fuchsräude
    • Hautdasseln
    • Nasendasseln

III.4 / Vergiftung

Tierart alle Tierarte
Wirkstoffe Schwermetalle
Pflanzeninhaltsstoffe
Herbizide
Pestizide
Allgemein/systemisch abhängig vom Wirkstoff
Verlauf akut, chronisch
Anmerkung Tierkörper untauglich

hier finden Sie Detailinformationen zu den Erkrankungen

III.1.1 / Wutkrankheit (Tollwut, Rabies, Lyssa)

Erreger Virus (Nervenvirus > Hirnhautentzündung), verbreitet sich nicht über Blut
Vorkommen, übertragbar Fuchs, Hund, bei allen Säugetieren, Menschen, Fledermaus, Waschbär
nicht bei Vögel
Übertragung direkt, Biß (nicht Speichel)
nicht bei Vögeln (da keine Speicheldrüse)
in Europa idR. Reiseinfektionen
Inkubationszeit 2-6 Wochen
je nach Bißstelle 1/2 – 1 Jahr)
Immunität / Impfung / Maßnahmen Köderimpfung Fuchs
Impfung f. Mensch nach Biß
Verlauf 100% tödlich, 10 Tage
Erscheinungen
(Allgemein- oder Systeminfektion)
Zentrales Nervernsystem (Tod über Atemlähmung), stille und rasende Wut, Verhaltensänderung (z.B. Wildtier wird zutraulich)

ungewöhnliches, artuntypisches Verhalten, Verlust der Scheu, Aggressivität, Beißsucht, vermehrter Speichelfluß, Lähmungen

III.1.2 / Aujeszky’sche Kranktheit (Pseudowut)

Eintrittspforten

  1. orale Aufnahme > Maulschleimhaut
  2. orale Aufnahme > Magem-Darmschleinhaut
Erreger Virus
Vorkommen, übertragbar alle Tierarten
Hauptwirt: Schwein
Übertragung direkt, Insekten
rohes Fleisch
Inkubationszeit Tage (kurz)
Immunität / Impfung / Maßnahmen Impfung verboten
Verlauf akut, tödlich
Erstsymptome nach 3-5 Tagen
Kranheitsdauer. 16-48 Stunden
die letzten 6-12 Stunden immer Koma (keine Narkose mehr notwendig)
immer letales Ende
Erscheinungen
(Allgemein- oder Systeminfektion)
starker Juckreiz mit Hautverletzungen, Entzündung im Magen-Darmtrakt, zentralnervale Veränderung

Bewegungsstörungen, häufiges Kratzen, Benagen von Körperteilen, Schwäche

Sonstiges  Tierkörper untauglich

Hund kein rohres Schweinefleisch geben; Kontakt Hund mit erlebtem Schwarzwild vermeiden / für Menschen soweit bekannt unbedenklich

III.1.3 / Lippengrind, Papillomatose

Erreger Virus
Vorkommen, übertragbar Gams, Schaf, Ziege (kleine Wiederkäuer)
direkt
Übertragung Jungtiere, Verletzungen
Inkubationszeit Tage (kurz)
Immunität / Impfung / Maßnahmen natürliche Immunität
Verlauf gutartig, wenn keine Sekundärinfektion
Erscheinungen
(Allgemein- oder Systeminfektion)
lokale Hautinfektion (Wucherung), Lippen, Zitzen, Genitale, Klauen (offene Schleimhaut)

Warzenbildung je nach Ausdehnung, keine bis hochgradige gesundheitliche Beeinträchtigungen, fehlende Äsungsaufnahmen

Sonstiges

III.1.4 / Myxomatose

Erreger Virus
Vorkommen, übertragbar Kanninchen
Übertragung Kontakt, Insekten
hoch ansteckend
Inkubationszeit Tage (kurz)
Immunität / Impfung / Maßnahmen Impfung möglich
Verlauf akut, hohe Ausfälle
Erscheinungen
(Allgemein- oder Systeminfektion)
Allgemeininfektion
Schwellung am Kopf (“Löwenkopf”)
Sonstiges  Bluterkrankung, Blut tritt innerlich aus

III.1.5 / Schweinepest

Erreger Virus
Vorkommen, übertragbar (Wild)Schweine
Übertragung Kontakt mit anderen Tieren
Fleisch, Produkte
Inkubationszeit Tage (kurz)
Immunität / Impfung / Maßnahmen Impfung verboten !
Verlauf akut, chronisch (Wild)
Erscheinungen
(Allgemein- oder Systeminfektion)
Stecknadelkopfgroße Blutungen an Schleimhäuten und Organen, Fieber, Durchfall, gelegentlich Lungenentzündung

Jungtiere mit struppigen Fell, Durchfall, Abmagerung, Durst, fehlende Äsungsaufnahme, Müdigkeit

Sonstiges Tierkörper untauglich !
Küchentraktverbot !Wildschweine sind Wirt, langsamer Verlauf, Hausschweine empfindlicher
Blutvergiftung (Blutungen an Organen, Schleimhäuten)

 III.2.1 / Gamsblindheit

ansteckende Entzündung der Lidbindehäute beziehungsweise der Hornhaut, in der Folge auch der tiefer liegenden Strukturen des Auges.

Erreger Rickettsien, Bakterien
Vorkommen, übertragbar Gams (andere Wiederkäuer)
Übertragung direkt, Insekten (Fliegen)
Faktorenkrankheit: Parasiten, Vitaminmangel, Überbesatz
Inkubationszeit wenige Tage
Immunität / Impfung / Maßnahmen natürliche Immunität
Verlauf gut bis bösartig, leichte Entzündung bis vollständige Erblindung
Erscheinungen
(Allgemein- oder Systeminfektion)
nur Bindehaut und Hornhaut

Bewegungstörungen, fehlende Äsungsaufnahme, unsicheres Verhalten. Die Krankheit tritt meistens Seuchenhaft auf.

Sonstiges Ozon und Sonne schädigend für Augen (schwächt zusätzlich)
aus der Entfernen sichtbare Sekretrinnen, geringgradige (milchige) Trübung der Hornhaut, Durchbruch der Hornhaut und Auslaufen des Auges, Vernarbung nach Durchbruch des Augen (> blind)

 III.2.2 / Milzbrand, Rauschbrand, seuchenartiger Durchfall

Erreger Bakterien, Sporenbilder (Zwischenstadium der Bakterienentwicklung)
Vorkommen, übertragbar alle, wichtiger Faktor ist der Sauerstoffmangel im Gewebe; so können Baktieren vornehmlich in vorgeschädigtes Gewebe (Verletzungen, Wunden) sich ansiedeln und vermehren
Übertragung Bodenseuche, Spooren, überleben Jahrzehnte
Inkubationszeit kurz
Immunität / Impfung / Maßnahmen selten, dann aber lebenslang immun
Verlauf perakut innert Stunden tödlich
Erscheinungen
(Allgemein- oder Systeminfektion)
klassische Form der Blutvergiftung (Allgemeininfektion)
Sonstiges Rauschbrand = Blasen unter der Haut

 III.2.3 / Tularämie (Nagerpest)

Erreger Bakterien
Vorkommen, übertragbar Nager, Wildtiere, auch Vögel
kann auch Menschen betreffen
Übertragung direkt, Insektenstiche
Inkubationszeit wenige Tage
Immunität / Impfung / Maßnahmen keine
Verlauf akut (Nager) bis chronisch (andere Säuger)
Erscheinungen
(Allgemein- oder Systeminfektion)
Allgemeininfektion mit Blutvergiftung
käsige Veränderung der Organe, hochgradige Milzvergrößerung
Sonstiges Tierkörper untauglich

Zoonose (für Menschen als Wundinfektion  bedeutend und kann sehr gefährlich werden)

III.2.4 / Listeriose

Erreger Bakterien
Vorkommen, übertragbar alle Säuger, besonders Pflanzenfresser
Übertragung direkt, Futter
YOPIS (Young, Old, Pregnant, Immunschwache)
Inkubationszeit Tage
Immunität / Impfung / Maßnahmen keine
Verlauf akut, chronisch
Erscheinungen
(Allgemein- oder Systeminfektion)
hochgradige Abmagerung, zentralnervale und septikämische Erscheinungen
Sonstiges Tierkörper untauglich, Zoonose, Rotschmierkäse ist Risikolebensmittel
Bakterien wachsen auch bei Kälte und saurem Mileau (z.B. Silofutter)

III.2.5 / Pasteurellose, hämorrhagische Septikämie

Erreger Bakterien
Vorkommen, übertragbar Hase, Kanninchen
Übertragung direkt, Insekten
Inkubationszeit Stunden
Immunität / Impfung / Maßnahmen keine
Verlauf plötzliche Todesfälle, ohne deutliche Krankheitserscheinungen (perakute Form)
Erscheinungen
(Allgemein- oder Systeminfektion)
allgemeine Blutvergiftung (Septikämie)
Sonstiges Stichwort: “Heute rot und morgen tot”

III.2.6 / Brudellose

Erreger Bakterien
Vorkommen, übertragbar alle Säuger, bei Wildtieren vor allem Hasen
in Vlbg. seit ca. 1960 bei Rinder keine Fälle mehr bekannt, Schafe gefährdet (> Schafmilch abkochen!)
Übertragung direkt
Inkubationszeit Wochen
Immunität / Impfung / Maßnahmen teilweise Immunität
Verlauf chronisch
Erscheinungen
(Allgemein- oder Systeminfektion)
Hodenentzündung, eitrige Entzündungen des Genitalbereichs
Sonstiges Tierkörper untauglich, Zoonose

III.2.7 / Tuberkulose (TBC / Schwindsucht)

Erreger Bakterien
Vorkommen, übertragbar Nutz- und Haustiere (Rind, Ziege, Katze)
in Ö gilt TBC seit Jahrzehnten als ausgerottet
Subtyp der Rinder-TBC kommt bei Rotwild vor
Übertragung direkt (z.B. anhusten), Ausscheider
Inkubationszeit Tage – Wochen
Immunität / Impfung / Maßnahmen keine
Verlauf chronisch
Erscheinungen
(Allgemein- oder Systeminfektion)
Veränderungen in der Lunge und Brustfell mit großen Eiterherden (verkäsen und verkalken)

Ansiedlung der Bakterien in Luge und Darm

Sonstiges beim Menschen auch als “Arme Leute Krankheit” bezeichnet (tritt häufig unter schlechten Lebensumständen auf)

Übertragungsmöglichkeit von Wild (Überbesatz bei Fütterungen in Alpgebieten) auf Rinder erwiesen, keine Übertragung auf Menschen; in Irland Dachs zu Rind

veränderte Organe der BH oder Kontrollorgan vorlegen; Anzeigepflicht !
jährlicher Stichprobenplan beim Rotwild zum Nachweis der Verbreitung

III.2.8 / Pseudotuberkulose

Erreger Bakterien
Vorkommen, übertragbar Hase, Kaninchen
aber auch Schafe und Ziegen
Übertragung direkt, Parasiten
Inkubationszeit Tage – Wochen
Immunität / Impfung / Maßnahmen keine
Verlauf chronisch
Erscheinungen
(Allgemein- oder Systeminfektion)
 

Milz, Leber, kleine gelbgraue Knötchen

Sonstiges

III.2.9 / Strahlenpilzerkrankung Aktinomykose

Erreger Bakterien
Vorkommen, übertragbar alle Säuger
Übertragung direkt, Verletzungen
Inkubationszeit Wochen (lang, schleichend)
Immunität / Impfung / Maßnahmen keine
Verlauf chronisch
Erscheinungen
(Allgemein- oder Systeminfektion)
Knochen- (Wiederkäuer) und Weichteilekrebs (Schwein / z.B. Milchzizen)
Sonstiges z.B, Futterreste
spontane Fraktur möglich

III.3.1 / Magen-Darm-Würmer

Erreger Parasiten
Tierart Schalenwild
Entwicklung direkt
Verlauf Durchfall, Abmagerung, Schwäche
Immunität / Impfung / Maßnahmen keine
Sonstiges für Menschen unbedenklich beim Wildbret

Entwicklungskreislauf Fadenwürmer

  1. Losung mit Eiern von Mage-Darm-Würmern
  2. Trichostrongylus-Ei (Größe: 75-90ym)
  3. Erstlarve (schlüpt nach zwei Tagen aus dem Ei)
  4. Zweitlarve
  5. Drittlarve (bereits sieben Tage nach Absatz mit Losung infektionstüchtig) Die Drittlarven kriechen an Pflanzen hoch und werden mit der Äsung aufgenommen

III.3.2 / Lungenwürmer

Erreger Parasiten
Tierart alle
Entwicklung große Lungenwürmer: direkt
kleine Lungenwürmer: indirekt (Zwischenwirt: Schecken)
Verlauf Husten, Atembeschwerden
Abmagerung, Entkräftung, Atembeschwerden
Immunität / Impfung / Maßnahmen keine
Sonstiges nicht tödlich, Wirtstier als Träger für Parasit lebenwichtig
über Blutkreislauf von Darm/Magen in Lunge
Wurmlänge 10-15cm

Entwicklungskreislauf des Kleinen Lungenwurms

  1. Losung bzw. Lungenauswurf mit Larven des kleinen Lungenwurms
  2. die Erstlarven werden von Schnecken (= Zwischenwirt) aufgenommen
  3. Nach zwei Häutungen entwickeln sich in der Schnecke die infektionstüchtigen Drittlarven
  4. infizierte Schnecken oder ausgewanderte Larven werden mit der Äsung aufgenommen

III.3.3 / Trichinen

Erreger Parasiten (Fadenwurm, lat. Trichinella spiralis)
Tierart Wildschwein, Fuchs, Dachs, Bär, Hausschwein
Entwicklung
Verlauf
Immunität / Impfung / Maßnahmen
Sonstiges